Strafe für Israel?

Der Hamas-Angriff auf Israel am 7. 10. 2023 hat in der Christenheit für einigen Aufruhr gesorgt. Verständlich. Wie soll man das einordnen? Wurde Israel von Gott gestraft?

Hier ein Versuch, mithilfe von biblischen Aussagen Licht und Klarheit zu bringen.

Doron Schneider meint, dass 5. Mose 32,17 eine exakte Prophetie für diesen Angriff ist. Dort wird Gottes Strafe für Götzenverehrung thematisiert. Der Überfall der Hamas auf das zu der Zeit in Israel stattgefundene New-Age-Festival war seiner Meinung nach diese in 5. Mose angedrohte Strafe.

Ähnliche Äußerungen gibt es von anderen Israel-Kennern ebenfalls. Fast alle sagen dann, dass der arabische Überfall eine Konsequenz der Sünde ist. Andererseits werden die Christen aufgefordert, nun zu Israel halten müssen und für Israel zu beten.

Um diese Kommentare richtig einzuordnen, müssen wir erst einmal eine grundsätzliche Frage klären:

Handelt Gott mit Israel auch heute noch auf der Basis des Gesetzes? Denn das Gesetz Mose bestand ja aus Segen und Fluch, Gehorsam und Strafe. Tut Gott das heute noch?

Als ersten Denkschritt müssen wir uns klarmachen, dass Bund und Gesetz nicht dasselbe sind. 

Der Bund wurde mit Abraham geschlossen und dann in 2. Mose 6 von Gott bestätigt. Da sagt Gott: „Ja, ich will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein.“

Ein Bund ist von der Natur her ewig und wird von Gottes Seite niemals gebrochen. Israel ist heute immer noch Gottes auserwähltes Volk und wird es immer bleiben. Der Anspruch auf das Land gründet sich auf diesen Bund und ist deswegen heute und in Zukunft berechtigt.

Der Bund zwischen Gott und Israel besteht aber in seinem Ursprung nicht aus dem Gesetz. Das Gesetz kam erst später hinzu. Warum? Das erklärt Paulus in

Galater 3,19

Was aber soll dann überhaupt das Gesetz? Gott hat es zusätzlich gegeben, damit wir das Ausmaß unserer Sünden erkennen. Dieses Gesetz – von den Engeln durch den Vermittler Mose zu uns gebracht – sollte auch nur so lange gelten, bis der Nachkomme von Abraham da wäre, an dem Gott sein Versprechen erfüllen wollte.

Das Gesetz wurde dem Volk Israel gegeben und sollte also nur so lange gelten, bis Jesus kommen würde. Für uns „Heidenchristen“ hat das Gesetz noch nie gegolten.

Und jetzt eine gewaltige Aussage: auch für die Juden gilt das Gesetz nicht mehr! Da die Juden Jesus als Messias nicht anerkannt haben meinen auch sie, dass sie noch unter dem Gesetz wären, obwohl sie es objektiv seit 2000 Jahren nicht mehr sind.

Das Gesetz war dazu da, um dem Volk Israel zu zeigen, wie wenig sie diesen Bund mit Gott ehrten. Daraufhin gab Gott das Gesetz und fragte das Volk in einer „basisdemokratischen Abstimmung“, ob sie einverstanden sind. Ihr kennt das Ergebnis: alle schrien: „Ja!“

Das Gesetz galt dann ein paar hundert Jahre, bis es erfüllt wurde:

Matthäus 5,17

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!

Das war eine Zeitenwende. Ab diesem Zeitpunkt wird jeder Mensch – egal ob Heide oder Jude – nicht mehr nach seiner Performance beurteilt, sondern nach seinem Glauben.

Dadurch ist der Bund zwischen Israel und Gott allerdings nicht aufgehoben. Das steht nirgendwo. Im Gegenteil, in Römer 11 wird genau beschrieben, wie die Geschichte speziell zwischen Gott und seinem Volk weitergeht. Aber jetzt ist das entscheidende Kriterium der Glauben:

Römer 11:20

Ganz recht! Um ihres Unglaubens willen sind sie ausgebrochen worden; du aber stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!

Viel deutlicher kann man es ja gar nicht sagen. 

Der Bund besteht weiterhin, aber das Gesetz, das aus Segen und Fluch besteht, ist heute eindeutig nicht mehr der Maßstab für Gottes Handeln mit allen Menschen, auch den Juden.

Deswegen ist es falsch, die aktuellen Ereignisse so zu interpretieren, als ob es eine  Strafe Gottes für sein Volk wäre. Wenn man das tut, dann kommt man in eine ganz schöne theologische Bredouille:

Wenn es Gottes Strafe wäre, dann kann man sich ja gar nicht über das beklagen, was da geschieht. Gottes Strafe ist ja immer gerecht. Dann sind alle Opfer auf israelischer Seite deswegen gestorben, weil Gott sie gerichtet hat. Und dann kann man sich auch nicht über die Hamas aufregen, weil die dann plötzlich ein Werkzeug in der Hand Gottes ist – so wie z. B. Babylon. 

Dann muss man es auch gutheißen, dass Israel von vielen internationalen Politikern verurteilt wird. Dann muss man doch sagen: „Jawohl, sie haben es verdient, jetzt müssen sie die gerechte Strafe tragen.“

Das tun die Freunde Israels aber nicht, stattdessen drehen sie Pirouetten und sagen einerseits, dass Gott hier straft, andererseits aber beklagen sie die Opfer und die Ungerechtigkeit, die Israel widerfährt. Moment – wessen Ungerechtigkeit? Die von Gott? Wollen sie Gott anklagen? Und ihm sagen, dass er falsch handelt??? Viel Spaß dabei…

Von eben diesen Freunden Israels wird dann auch eingefordert, dass wir uns solidarisch zu Israel stellen. Ich finde das ja richtig, aber das geschieht auf einer vollkommen falschen Grundlage.

Damit kein Missverständnis aufkommt: Gott hat uns eine Liebe für Israel ins Herz gegeben, wir beten für das Volk und für das Land und wir segnen es.

Was in Israel passiert ist schlimm und dramatisch. Aber das hat nichts mit einer Strafe Gottes zu tun. Es ist vielmehr ein Wüten des Satans, der Menschen in Israel dazu verführt, Sicherheitstechnik abzuschalten oder zu ignorieren und das eigene Volk den Angriffen der Hamas auszuliefern. Und natürlich ist der Hass der Hamas auf Israel auch satanisches Wirken – und nicht Gottes Willen, um sein Volk zu bestrafen.

Der ganze Konflikt trägt die Handschrift Satans – und nicht die von Gott.

Über Kay Mees

geboren 1960 in Hamburg. Erlernter Beruf: Zimmermeister Seit 2002 wiedergeborener Christ 2013 bis 2014 Student in Colorado Springs auf dem Charis Bible College. Heute sind meine Frau Christa und ich im Leitungsteam von www.life-school.eu
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